Türen
1.)
Jeder Mensch steht jede Stunde,
Vor den Türen seiner Wahl,
Jede führt in einen anderen,
Für sich einzigart'gen Saal.
2.)
Und die Türschilder, die scheinen,
Für den, der sie schon gut kennt,
Grad nur um recht zu verwirren,
Jedes mehrfach aufgehängt.
3.)
Jene, die den Weg schon kennen,
Deren Leben längst bekannt,
Werden stets die ihre nehmen,
Weil es irgendwo so stand.
4.)
Und sie finden jeden Raum,
Gerade wie das Schicksal sagt,
Dunkel, trist, froh, heiter, glücklich,
Nicken weise und betagt.
5.)
Und die anderen, die stets zagen,
Lesen erst mal jedes Schild,
Zögern lang, um nichts zu wagen,
Welches Schild nur, welches gilt?
6.)
Und ihr Kopf malt alle Bilder,
Jedes Glück scheint wie Betrug,
Wenn sie fragen, hör'n sie wieder:
„Keiner weiß den nächsten Zug.“
7.)
Und wenn sie schlussendlich wählen,
Sind sie sich dann stets gewiss:
Dieses war das schlimmste Übel,
Siehe, Mensch: Grad also ist’s.
8.)
Und doch ist der Türen Nennung,
Grade recht, denn jedes Tor,
Führt Dich in Dein eigenes Zimmer
Du stehst diesem Saale vor.
9.)
Wirst Du Dunkel nur erwarten,
So erwartet Dunkel Dich,
Wirst Du selbst mit Lächeln starten:
Grund fürs Lächeln findet sich.
10.)
Jede Tür in unserem Leben,
Ist eine Ende und ein Start
Hinter Dir das längst Vergang'ne,
Vor Dir Spiegel Deiner Art.
Mölln, ca. 1997